Die Faust
des Schicksals

«Versteht ihr diesen Graben: Kennt ihr diesen Bruch?» rief eine Stimme. «Und gedenkt ihr Hades’ Spruch: Das ist die Spur, wo von Anankes Faust zerschmettert, der Sturz der flücht’gen Götter in die Tiefe wettert.»

 

 

Die Stimme war in seinem Kopf. Weder das ohrenbetäubende Krachen der Erde unter ihm noch die Schreie der Dorfbewohner vermochten sie zu übertönen.

Versteht ihr diesen Graben. Kennt ihr diesen Bruch.

Mit einem Krachen stürzte der allwissende Baum in die Kluft, die unaufhaltbar durch das ganze Dorf riss. Morwyn spürte einen Stich in seiner Brust, als die hellen Äste gemeinsam mit Schnee und Schutt von der Erde verschlungen wurden. In ihm dämmerte der Gedanke, dass nach dem heutigen Tag nichts mehr sein würde wie zuvor.

Das ist die Spur…

Verzweifelt presste Morwyn die Hände auf die Ohren, aber auch das dämpfte die Stimme nicht. Donnernd brach die Westseite der Taverne ab und verschwand binnen Sekunden. Der Spalt in der Erde war schon auf zehn Fuss breite gewachsen. Menschen flohen wie in Zeitlupe vor der Katastrophe, die Hände ebenfalls auf die Ohren gepresst. Der Schnee fiel weiter sanft und anmutig vom Himmel, als gingen ihn die Geschehnisse nicht weiter an. Morwyn entfuhr ein Lachen. Die Erde wurde entzweigerissen, das Dorf, in dem er sein ganzes Leben verbracht hatte, binnen Augenblicken zerstört und die Götter kümmerten sich um nichts als den leise rieselnden Schnee.

… wo von der Faust des Schicksals zerschmettert…

Morwyn schrie. Aber auch seine eigene Stimme war nur ein Flüstern, kaum hörbar hinter der unverständlichen Litanei in seinem Kopf. Die Erde bebte und innerlich verfluchte er sich zum tausendstens Mal. Hätte er es doch nur an seinem Platz gelassen. Hätte er doch nur seine verdammte Gier gezügelt. Dann wäre all dies vielleicht nie geschehen. Dann wäre seine Heimat vielleicht nicht dem Untergang geweiht.

…der Sturz der flüchtigen Götter in der Tiefe wettert.

Dann war plötzlich alles still.